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Marche VoyagerGeschichte der Marken | Ein Überblick

Marche

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Federico da Montefeltro

Palazzo Ducale, Urbania
Palazzo Ducale, Urbania

Es gibt auf der ganzen Welt nur wenige Länder  mit einem solch starken Sinn für geschichtliche Kontinuität wie Italien. Seit den ersten Mythen, die die Entstehung der Zivilisation der Etrusker umgeben, bis zur Einigung Italiens im 19. Jahrhundert sind Vergangenheit und Gegenwart untrennbar miteinander verbunden, ein nahtloses Geflecht, das mehr als drei Jahrtausende überspannt.

Die folgende kurze Zusammenfassung soll ein Faden  durch das Labyrinth dieser komplexen Materie sein. Hinweise auf die lokale Geschichte finden Sie auf den Seiten zu den einzelnen Städten.

Vor der Römerzeit
Unsere Kenntnisse über die frühen Völkerstämme, die die Marken besiedelt haben, sind verschwommen und stützen sich oft auf unzuverlässige Schriften späterer römischer Geschichtsschreiber. Der wichtigste Stamm. der sich als erster zahlreich in den Marken niederließ, war das Volk der an der Küste  lebenden Picenter. Im Gebirge hatten sich umbrische Stämme niedergelassen, die auch in der benachbarten Region Umbrien wohnten. Von beiden Stämmen sind nur wenige Überreste geblieben.

Die ersten frühen Bewohner, die Spuren in der Geschichte Italiens hinterlassen haben, sind die Etrusker; ihr Einfluß in den Marken war allerdings marginal.

Das Rom der Antike
Mit der Vertreibung von Tarquinius Superbus, dem letzten König der Etrusker im Jahre 509 v.Chr. wurde der immer stärker werdende Einfluß der neuen römischen Republik deutlich spürbar. Die Etrusker, die schon durch Angriffe griechischer Kolonisten in Süditalien und durch keltische Einfälle im Norden geschwächt waren, wurden schon bald von den Römern unterworfen. Den Anfang vom Ende markiert die Eroberung der Etruskerstadt Veji im Jahre 396 v.Chr.

Die Römer festigten ihren Vormachtsanspruch in Italien durch den Bau großer Überlandstraßen, wie z.B. der Via Flaminia. Unter dem ersten römischen Kaiser Augustus wurden die Marken geteilt, die nördlichen Gebiete gehörten zum römischen Umbria, die südlichen nannte man Picenum.

Die Ankunft der Barbaren
Rom war schon geschwächt durch die Aufteilung in West- und Ostrom und durch die Überfälle der Goten und Vandalen im Norden, als es im Jahre 476 n.Chr. an den Barbarenkönig Odoaker fiel.

Seine Regierungszeit als erster König von Italien war nur kurz. Mit der Ankunft Theoderichs, König der Ostgoten, im Jahre 489 n.Chr. begann jedoch in Italien eine relativ ruhige Zeit, die 33 Jahre andauerte.

Als Theoderich starb, versuchte Justinian, der Kaiser von Ostrom in Konstantinopel, mit Hilfe seiner Generäle Belisar und Narses die kaiserliche Macht wieder zu erlangen. Es gelang ihnen zwar, den Gotenkönig Totila im Jahre 552 n. Chr. zu entmachten (die entscheidende Schlacht wurde in den Marken in der Furloschlucht geschlagen), Mittelitalien war aber nicht stark genug, einer weiteren Invasion aus dem Norden, diesmal der Lombarden im Jahre 568 n.Chr., standzuhalten. 200 Jahre lang hatten daher die Krieger aus dem Donautal, die von Lucca und Spoleto aus regierten, einen großen Teil Mittelitaliens unter lockerer Kontrolle. Nur in den nördlichen Marken und in Teilen von Umbrien gelang es byzantinischen Truppen unter dem Schutz des Exarchen von Ravenna einen Fuß in der Tür zu halten.

Das Heilige Römische Reich
Obwohl die Lombarden durch Papst Gregorius den Großen christianisiert worden waren, blieben sie für die späteren Päpste unliebsame Gäste. Papst Stefan II war es, der als erster die Idee hatte, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Lombarden zu verdrängen, und so kam im Jahre 754 Pippin der Kleine an der Spitze seines fränkischen Heeres nach Italien. Es stellte sich aber als schwierig heraus, die Lombarden zu vertreiben; dies gelang erst unter der Herrschaft von Pippins Sohn Karl dem Großen.

Als Belohnung für seinen fränkischen Sieger krönte Papst Leo III Karl zum ersten Heiligen Römischen Kaiser, was damals nicht viel mehr als ein Ehrentitel war; aber das so gegründete Heilige Römische Reich sollte mit Unterbrechungen 1000 Jahre bestehen und später immer wieder im Zentrum von Kämpfen rivalisierender Kaiser und Päpste sein.

Zwar begann das Reich unter Karl dem Großen zu blühen, es war aber zu stark von seiner Führung abhängig; und als er im Jahre 814 starb, fiel es rasch wieder auseinander.

Kaiserliche Beamte ernannten sich selbst zu lokalen Despoten und Italien stürzte wieder zurück in die Anarchie. Erst mit dem Sachsenkönig Otto I und der Erneuerung der Macht des Heiligen Römischen Reiches kehrte eine gewisse Sicherheit zurück. Handel und Industrie blühten auf, und während Papst und Kaiser miteinander um die Herrschaft stritten, erlebten viele Städte Mittelitaliens, die Marken inbegriffen, einen ersten Vorgeschmack von Unabhängigkeit. Sie bekannten sich mal zu dieser, mal zu jener Seite, doch waren dies reine Lippenbekenntnisse, in Wirklichkeit fühlten sie sich fähig, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Da es keine funktionsfähige Zentralregierung gab, züchteten diese frühen Stadtstaaten glühenden Lokalpatriotismus, und daraus resultierten endlose Konkurrenzkämpfe mit ihren Nachbarn.

Guelfen und Ghibellinen
Die Rivalität zwischen Papsttum und dem Heiligen Römischen Reich erreichte ihren Höhepunkt unter der Herrschaft des brillanten Hohenstaufenkaisers Friedrich II, dem Mann, der wegen seiner blendenden Fähigkeiten den Titel Stupor Mundi bekam. Wenn Sie die Stadt Jesi besuchen, können Sie den Platz sehen, auf dem er in einem Zelt geboren wurde. Es gelang ihm, fast ganz Italien unter seinem Banner zu vereinigen, aber schon mit seinem Tod im Jahre 1250  begann der Niedergang der deutschen Kaisermacht auf der Halbinsel.

Die Marken waren, wie auch das übrige Mittelitalien, tief in diesen Konflikt verstrickt, entweder mit Treuepflichten gegenüber der Partei der Guelfen oder der Ghibellinen. Die Unterstützer des Papsttums nannten sich nach Friedrichs Rivalen um die Macht, nach dem Welfen Otto, während die kaisertreuen Ghibellinen nach dem italienisierten Schlachtruf der Hohenstaufen „Hie Weibling" hießen.

Unter der Oberfläche des Kampfes zwischen zwei Mächten wurde aber eigentlich eine andere politische Auseinandersetzung geführt, nämlich zwischen dem neuen Mittelstand der Kaufleute und Handwerker, die sich mit den Guelfen verbündeten, und der alten Feudalaristokratie, die sehr wohl merkte, daß das Aufkommen der Demokratie am besten durch die Partei der kaisertreuen Ghibellinen in Schach gehalten werden konnte. Dieser fundamentale Kampf wurde von allen Seiten mit großem Einsatz geführt. Man kann sagen, daß die Sache der Guelfen den Sieg davongetragen hat durch die Ankunft der Franzosen, angeführt von Karl von Anjou, der Mitte des 13. Jahrhunderts auf Bitten von Papst Urban IV kam. Von da an war Frankreich und nicht Deutschland die herrschende Fremdmacht in Italien. Die Bezeichnungen Guelfen bzw. Ghibellinen hielten sich noch jahrhundertelang. Und noch lange nachdem sie ihre ursprüngliche Bedeutung verloren hatten, wurden sie benutzt, als Etikett für jede Art von Meinungsverschiedenheit, ja sogar, um alte Konflikte wiederaufleben zu lassen.

Despoten und Republiken
Die Abwanderung des Papstes nach Avignon (1305-77), das darauf folgende Große Schisma, wo nicht weniger als drei Kandidaten auf den Stuhl des hl. Petrus Anspruch erhoben, und das Aufkommen der Pest im Jahre 1348, all das bereitete in den Marken fruchtbaren Boden für das Entstehen eines lokalen Despotismus. Die Karrieren dieser unbedeutenden Tyrannen wurden kurzzeitig unterbrochen durch die Ankunft des kompromißlosen Kardinal Albornoz, der von den Päpsten aus Avignon geschickt worden war, um ihre Herrschaft im Kirchenstaat wieder zu etablieren. Beendet waren sie mit der Wiedereinsetzung des Papsttums in Rom im Jahre 1421 unter dem entschlossenen Papst Martin V.

Ruhe vor dem Sturm
Der Höhepunkt der Renaissance in der Mitte des 15. Jahrhunderts fiel zusammen mit einer Zeit relativer Stabilität in ganz Mittelitalien. Dies war zum großen Teil das Verdienst der Italienischen Liga, ein Verteidigungsbündnis zwischen den Hauptmächten Italiens, die sowohl die kleineren italienischen Staaten in Schach hielten, als auch die Eindringlinge von außen. Erst auf diesem Hintergrund konnten viele der Kunst- und Wissenschaftszentren erblühen. Es gibt wahrscheinlich kein besseres Beispiel für den Glanz eines solchen, machtpolitisch gesehen eher weniger bedeutsamen Hofes, als den von Herzog Federico di Montefeltro in Urbino.

Fremde Vorherrschaft und Kirchenstaat
Aber die Tage dieses Prototyps einer Einigung Italiens waren gezählt. Das jeweilige Eigeninteresse der führenden Staaten ließ das gemeinsame Wohl schnell in den Hintergrund treten; und so markiert das Eintreffen von Karl VIII aus Frankreich im Jahre 1494 auf Bitten von Mailand in ihrem Streit mit Neapel, die Auflösung der Liga und den Eröffnungszug im Machtkampf um Italien.

Obwohl die französische Invasion Mittelitalien erschütterte, hatte Karl schon zwei Jahre später seine italienischen Eroberungen wieder verloren und war zurück in Frankreich.

Die französische Invasion hatte jedoch eine andere europäische Großmacht auf den Gedanken gebracht, Italien zu erobern - Spanien. Als die italienische Renaissance Anfang des 16. Jahrhunderts in ganz Europa Fuß faßte, wurde Mittelitalien, wie auch der Rest der Halbinsel, ein Schlachtfeld, wo die rivalisierenden  Hegemonieansprüche  zwischen Franz I von Frankreich und Karl V von Spanien ausgetragen wurden. Mit dem Frieden von Cateau- Cambresis im Jahre 1559 begann eine länger als 150 Jahre andauernde spanische Vorherrschaft in Italien.

Da die Spanier das übrige Italien in Schach hielten, konnte das Papsttum die Herrschaft über seine eigenen Besitztümer, die auch die Marken umfaßten, konsolidieren - und während das Zentrum der italienischen Kultur sich ins gegenreformatorische Rom verlagerte, schmachteten die Länder des Kirchenstaates unter der schweren Last der Kirchenbürokratie.

Napoleon und das Risorgimento
Die Erschütterungen der französischen Revolution von 1789 waren auch in Italien spürbar und trugen dazu bei, die ersten Flammen des freiheitlichen Denkens zu entfachen, ein Denken, das 1860 zur Einigung Italiens führte. Aber zunächst mußte das Land sich dem Einmarsch Napoleons beugen. Zuerst errichtete Bonaparte in ganz Italien Satellitenrepubliken - der Kirchenstaat wurde in die Römische Republik umgewandelt- , dann das drakonischere Königreich Italien. Der Zusammenbruch des Regimes durch den Sturz Napoleons vollzog sich ebenso rasch, wie es entstanden war. Aber trotz seiner kurzen Dauer hatte die Herrschaft Napoleons Mittelitalien und den Rest des Landes aus ihrem langen Schlummer erweckt und das Wiederaufkommen des Nationalismus gefördert. Unter dem Piemonteser König Viktor Emanuel, seinem schlauen Ministerpräsidenten Cavour und dem heroischen, jedoch abtrünnigen General Garibaldi wurde das vereinigte Italien Realität.1859 wehte die italienische Trikolore auf der Fortezza von Florenz, und der letzte Großherzog Leopold II dankte ab. Ein Jahr später entschieden sich große Teile Italiens dafür , sich dem neuen Königreich von Piemont anzuschließen. Das Papsttum erwies sich jedoch als unnachgiebig  gegenüber dem Ansturm des Risorgimento, und nur gewaltsam konnten sich die Marken im selben Jahr aus der Macht des Kirchenstaates lösen. Es dauerte noch ganze zehn Jahre, bis Rom 1870 endgültig fiel. Von diesem Zeitpunkt an ist die Geschichte der Marken untrennbar verbunden mit der Geschichte des heutigen Italien.

©Peter Greene/le-marche.com


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